Мне было десять – Ich war zehn Jahre jung (31.01.2021)


Мне было десять

Анжелика Миллер

 

Я помню сливу, что росла в саду

под огненным лучом рассвета…

Мне было десять. В этом же году

я улетала к дедушке на лето.

И бабушка была ещё жива,

и вместе с дедом ворошила сено.

Как пахла эта жухлая трава -

грибами, подорожником и пеной!

Орешек заливался соловьём,

что свил гнездо в кустарнике крапивы.

Я собирала ягоды в ведро,

а после – нераздавленные сливы.

Крыжовник ждал – вот-вот сорву я плоть,

и плод стечёт по пальцам прямо в рот.

Но я брала на плечи табуретку

и относила далеко вперёд:

туда, где рос смородиновый куст -

в изысканном наряде с нитью бус.

И яблоки у трёх огромных яблонь,

слегка покачиваясь, напевали блюз.

Темнело быстро. Не горел фонарь.

Наощупь я колола пальцы розой.

Мне было десять, разве редкость – слёзы?

А редкость – это дедов календарь!

Не видела таких календарей, ни у кого –

диковинная утварь!

На ножке он стоял: крути его!

И цифры, прыгая, смотрели внутрь.

Всё яство изумительным на вкус

казалось в то распаренное лето:

из розы лепестков – ажурный мусс,

кисель, берёзы сок, борщи, котлеты.

… Я помню, были чистыми полы,

хотя одна скрипела половица,

там стул стоял. Стоял он до поры.

Мы все садились на него – проститься…

 

И десять лет прошло с тех пор, и двадцать...

Забыла я про деда. Не ищу

слова, которыми могла бы оправдаться.

Но я грущу, действительно грущу!

Он бабушку любил и не женился...

Концлагерь довелось ей пережить.

Она – от рака лёгких, он – тужить!

Но не расклеился, не сдал, не спился!

Да, воевал. Да, тяжело контужен.

Рука висит, как плеть, уж много лет…

А я живу в стране, где горя нет, -

с моей страной, мой дед, увы, не дружен…

 

 

 

Ich war zehn Jahre jung

Agnes Gossen-Giesbrecht

 

Ich war zehn Jahre jung. Im Sommer

funkelte der Pflaumenbaum

in feuerroter Morgensonne -

Ich weiß es alles noch genau:

Ich flog zu meinen Großeltern

in die Sommerfreiheit. Die Oma

(mitten in dem Sommer. Die Oma)

lebte noch. Ich liebte diese Welt,

der Grasgeruch war eine Wonne...

Ich half dem Opa beim Mähen

es zusammenharken - es roch

(Ich half beim Heuzusammen-

harken meinem Opa – es roch)

nach Wegerich und Schaum des Meeres,

nach Pilzen und nach Beeren noch –

Die sammelte ich in einen Eimer.

Es gab auch reichlich Pflaumen.

Ein Vogelnest - in Brennnessel drei Eier

Die Stachelbeeren auf dem Gaumen

zergingen voller süßen Saft. Ich huschte

mit meinem Hocker etwas weiter -

zum hohen riesengroßen Busch,

an dem sich rote Beeren reihten

wie Perlen auf dem grünen Kleid.

Drei Apfelbäume ragten in den Himmel

und man hörte weit und breit

Gezwitscher - im Gewimmel –

ein Lied der Früchte in dem Wind -

die Äpfel wie ein Kontrapunkt

beim freien Fall. Geschwind

kam dann die Dämmerung. Wund

von Rosenstacheln waren meine Finger.

Mir fehlte das Laternenlicht.

Wie rasch mit Zehn vergingen

die Tränen ohne Spuren im Gesicht.

Und Opas ewiger Kalender auf dem Tisch

war eine Seltenheit zum Drehen.

Von Zukunftszahlen ein Gemisch.

Zehn, zwanzig Jahre sollten noch vergehen...

Der ganze Sommer war wie ein Tablett,

das voller Köstlichkeiten lockte,

mit Rosenduft und Birkensaft, auch Kottelets,

den Borschtsch von Oma, die ich mochte.

Der Fußboden geschrubbt und sauber -

ich weiß noch - in der Mitte knarrte

ein Brett und wie verzaubert

stand dort ein Stuhl, der auf mich wartet:

Wir saßen alle vor dem Abschied immer

auf diesem Stuhl, es war ein Brauch.

Verging der Sommer im Geflimmer

von heißer Luft und von Gewittern auch.

Wie lange her ist das gewesen.

zehn, zwanzig Jahre zogen in das Land.

Vergaß ich Opa, der war ja genesen

von Kriegswunden hatte eine steife Hand.

Ich find wohl nicht die richtigen Worte,

die meine Schuld verkleinern würden...

(die meine Schuld ein wenig mindern würden)

Doch denke oft an diesen Ort ich,

(ich denke oft an jene Orte)

vermiss die Großeltern. Die Bürde

nach Omas Tod trug Opa viele Jahre.

Sie kam ins KZ als junges Mädchen,

(sie überlebte ein KZ als junges Mädchen,)

doch Lungenkrebs ... Danach war er

(doch nicht den Lungenkrebs … Er blieb

ihr treu geblieben. Es war kein Märchen –

(ihr treu danach. Es war kein Märchen –)

Er beklagte so viele Tote...

(Er klagte über viele Tote…)

Sich nicht aufgeben und weiter machen,

(niemals aufgeben, weitermachen)

das war sein Lebensmotto.

war stets sein Lebensmotto.)

Ich vermisse ihn und so viele Sachen...

(ich denke oft an ihn und andre Sachen…)

Er war im Krieg, es zu vergessen

erlaubt nicht die verdorrte Hand.

Wie seinen Groll soll ich ermessen

hier lebend, in einem sorgenfreien Land ...

 

 



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